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Wilhelmsdorf: Medizinische Versorgung wird gesichert

    Simon de Marco (li), Pascal Schepat (re)

    Ein Primärversorgungszentrum mit integrierter Koordinierungsstelle soll Patienten in der Raumschaft mit ihren Anliegen begleiten

    Patienten in Wilhelmsdorf und Umgebung können sich auch in der Zukunft auf eine Betreuung verlassen, die den veränderten Bedingungen im Gesundheitswesen Rechnung trägt. Die Grundlagen werden derzeit in einem Modellprojekt von einem Fachbüro erarbeitet, wofür das Land Baden-Württemberg rund 150.000 Euro zur Verfügung stellt. Die Gemeinde Wilhelmsdorf beteiligt sich mit 16.000 Euro an der Finanzierung. Ziel ist die Schaffung eines so genannten Primärversorgungszentrums in Wilhelmsdorf. Integriert werden soll eine weit umfassendere Betreuung von Patienten rund um die medizinische Versorgung. Die Bezeichnung dafür ist Case-Management, das eine bedeutende Rolle bei der Neuordnung der medizinischen Landschaft in der Region rund um Wilhelmsdorf spielen soll.

    In der letzten Gemeinderatssitzung stellten die beiden Ärzte, die als treibende Kraft hinter allen Zukunftsüberlegungen stecken, ihre Ziele vor. Das ist zum einen Pascal Schepat (33 Jahre), Arzt in der Wilhelmsdorfer Praxis von Dr. Thomas Gerhardt. Er ist Facharzt für Anästhesie. An seiner Seite ist sein Jugendfreund Simon de Marco (40) an dem Projekt beteiligt. Er ist Facharzt für Anästhesiologie und war zuletzt als Oberarzt am Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim tätig. De Marco ist ebenso wie Schepat Notarzt und beide absolvieren derzeit ihre Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin.

     Als Ende 2017 Johannes Stäbler seine Praxis gesundheitsbedingt schließen musste, nahm die Diskussion, wie es um die Versorgung der Patienten, die auch das Sozialunternehmen Die Zieglerschen intensiv beschäftigte, Fahrt auf. Es folgten zahlreiche Gespräche mit beteiligten Personen und Organisation, bis der Mediziner Thomas Gerhardt seine Praxis vom benachbarten Illmensee in die frühere Praxis Stäbler verlegte. Für diesen Schritt gab es 2018 vom Land eine Förderung in Höhe von 30.000 Euro, dazu kamen noch Spenden aus der Bevölkerung. Eine große Hilfe war in der Neuausrichtung, dass der zweite Arzt in Wilhelmsdorf, Kurt Lohr, bis zu seinem 71.Lebensjahr gemeinsam mit Thomas Gerhardt und der Ärztin Dorothee Haag weiter an Bord blieb. Damit wurde der Grundstein für eine für Gemeinde und Region passende Zukunftsentwicklung gelegt, wie Bürgermeisterin Sandra Flucht schilderte. Ab 2018 begann dann das Engagement von Pascal Schepat, der seinen Freund Simon de Marco ins Boot holte. Ein an das Land gerichteter Förderantrag wurde im Herbst 2022 in Höhe von rund 150.000 Euro positiv beschieden. Ein Fachbüro begann mit der Erarbeitung der Grundlagen, was hier in Wilhelmsdorf sinnvoll verwirklicht werden könnte. Was am Ende genau dabei herauskommt ist noch unklar, die Ziele aber sind klar definiert, an denen seit Juli 2022 die Gedanken von Schepat und de Marco mit einer Planungsgruppe kreisen. Das Zauberwort dazu heißt „Primärversorgungszentrum Wilhelmsdorf“. Und als Kernbotschaft wird von beiden Ärzten vermittelt: „Die medizinische Versorgung in Wilhelmsdorf ist auch in Zukunft sichergestellt.“ Kerne des Konzeptes, das derzeit erarbeitet wird und 2024 vorliegen soll, sind die folgenden Aussagen der beiden Protagonisten: „Durch Schaffung neuer, regionaler und überregionaler Strukturen, sehen wir unser Projekt maßgeblich in der Vernetzung umliegender Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Dazu gehört auch die Organisation einer telemedizinischen Infrastruktur. Dies alles ermöglicht im Zusammenspiel sowohl chronische kranken Patienten als auch Menschen mit und ohne Behinderung die Versorgung aller Präventionsarten.“ Durch die Vernetzung der sozialen Träger innerhalb der Gemeinde und der dort tätigen Ärzte, sei es ein großes Ziel, eine zentrale und vollumfängliche medizinische Anlaufstelle zu schaffen. Das Ganze wird unter der Bezeichnung Case-Management geplant. Das Sozialministerium in Stuttgart definiert diese Anlaufstelle wie folgt: „Das Case-Management sorgt für einen zielgenauen Zugang und eine bessere Versorgung der Patienten. Es vermittelt die passenden Versorgungsangebote und bietet einen Überblick über den gesamten Behandlungsverlauf. Geboten wird eine Versorgung aus einer Hand.“

    In einer solchen Koordinierungsstelle könnten damit routinierte Abläufe erledigt werden, die derzeit in Arztpraxen anfallen. Angedacht sind Terminabsprachen, die Bearbeitung von Rezeptwünschen bis hin zur Vermittlung von Terminen bei Fachärzten. Gerade bei älteren oder chronisch kranken Patienten könnte dies im Sinne der Menschen echte Erleichterungen bieten. In einer solchen Anlaufstelle könnten sich auch andere Praxen in der Umgebung mit einbringen, so ein Gedanke. „Wir machen dafür die Türen auf. Durch die können weitere Partner eintreten.“ Ein Ort für eine solche Koordinierungsstelle ist bereits ins Auge gefasst. Nach der Schließung der Ried-Apotheke an der Zußdorfer Straße in Wilhelmsdorf wären geeignete Räume vorhanden.

    Ein Primärversorgungszentrum müsste in einem größeren Gebäude etabliert werden, als es die derzeitige Praxis von Dr. Gerhardt bietet. Angesprochen darauf, ob dies auch auf einem Teilgrundstück der ehemaligen Gotthilf-Vöhringer-Schule gebaut werden könnte, äußerte sich Gottfried Heinzmann, Vorstandsvorsitzender der Zieglerschen, zunächst zurückhaltend, aber nicht grundsätzlich ablehnend. Über dieses Thema könne gesprochen werden, wenn eine Entscheidung über den künftigen Standort der Werkstatt für Menschen mit Behinderung getroffen ist. „Wir prüfen, ob die Werkstatt in der Ortsmitte bleiben darf. Die Teilhabe der betroffenen Menschen an der Gemeinschaft ist in der Ortsmitte besser möglich als in einem Gewerbegebiet. Ein Prüfverfahren läuft.“ Keinen Zweifel lässt der Chef der Zieglerschen daran, dass es dieser Einrichtung ein großes Anliegen ist, die ärztliche Versorgung in der Gemeinde sicherzustellen. „Das vorliegende Konzept dafür ist für uns eine tolle Botschaft.“

    In welchem Zeitrahmen ein Primärversorgungszentrum und  das angedachte Case-Management-Konzept verwirklich werden kann, ist noch unklar. Auf alle offenen Fragen soll die Standortanalyse des Fachbüros im Laufe des kommenden Jahres Antworten geben. Danach geht es an die Umsetzung. Angedacht ist auf jeden Fall, dass in dem neuen medizinischen Zentrum in der Riedgemeinde acht bis neun Ärzte verschiedener Fachrichtung arbeiten sollen. Vereinbart ist bis dahin, dass die Praxis von Thomas Gerhardt ab Juli 2024 übernommen und bis zur Verwirklichung der zukunftsweisenden Pläne weitergeführt wird.

     

    Zum Foto:

    Pascal Schepat (rechts) und Simon de Marco entwickeln Pläne für ein Primärversorgungszentrum in Wilhelmsdorf. Damit soll die medizinische Versorgung in Wilhelmsdorf in der Zukunft sichergestellt werden. Das Land und die Gemeinde fördern die Erarbeitung der Grundlagen durch ein Fachbüro mit rund 165.000 Euro.               

    Text und Foto: Herbert Guth

     

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